Restaurierung der Hüvener Wind- und Wassermühle, Heimatverein Aschendorf-Hümmling
Hüven
Die kombinierte Wind- und Wassermühle Hüven ist ein national bedeutsames kulturgeschichtliches, technisches Baudenkmal und ist eine der letzten voll funktionsfähigen Wind- und Wassermühlen Europas.
Sie liegt südlich in der Gemeinde Hüven an der Mittelradde. Die erste urkundliche Erwähnung einer Mühle in Hüven findet sich bereits 1534. Die Müller im Emsland litten darunter, dass die Flüsse während der Dürrezeiten zu wenig Wasser führten. Einige Wassermüller errichten daher zusätzliche Windmühlen. Der Hüvener Müller wollte jedoch seine Wassermühle weiter betreiben und entwickelte eine Konstruktion der Aufstockung durch eine Windmühle. Es konnte durch die Kupplung beider Antriebsarten relativ schnell zwischen Wind- und Wasserkraft gewechselt werden.
Die damals dem Verfall preisgegebene Mühle wurde 1955 vom Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V. käuflich erworben und anschließend vom Verein saniert. Seit dieser Zeit wird die Hüvener Wind- und Wassermühle mit Unterstützung des Fördervereins Hüvener Mühle e.V. vom Heimatverein Aschendorf-Hümmling e.V. unterhalten.
Laut Satzung verfolgt der Heimatverein Aschendorf-Hümmling die heimischen Baudenkmäler zu erhalten und zu schützen und im Anschluss an die gegebenen Überlieferungen die heimische Siedlungs-, Bau- und Wohnkultur zu pflegen und fortzubilden.
Der Förderverein Hüvener Mühle wurde 2002 gegründet, dem inzwischen ca. 175 Mitglieder angehören, die weit überwiegend auch in der Gemeinde Hüven wohnhaft sind. Wenn man bedenkt, dass die Gemeinde Hüven lediglich ca. 580 Einwohner hat, wird durch die hohe Bedeutung und Identifikation der Dorfgemeinschaft mit der Mühle deutlich. Auf ehrenamtlicher Basis werden Führungen für Einzelpersonen, Gruppen und Schulen von ehrenamtlichen Gästeführern durchgeführt, an denen in den vergangenen Jahren (Corona ausgenommen) jährlich ca. 2.000 – 2.500 Personen teilgenommen haben. Folgende Maßnahmen, Aktionen und Veranstaltungen finden in und an der Hüvener Mühle statt:
- Lernort zur Ausbildung und Weiterbildung der ehrenamtliche Müller (aktuell sind 12 Müller ehrenamtlich aktiv; ausgebildet wurden bislang 18 Müller)
- Treffpunkt für überörtliche Unterweisung und Weiterbildung von Hobbymüllern
- Durchführung von Mahltagen
- Durchführung von Ferienpassaktionen der Region Hümmling
- Nutzung als Standesamt für Trauungen
- Überregionaler Lernstandort für Kindergärten und Grundschulen
- Regelmäßige Vorführung der Mahltechniken
- Teilnahme am jährlichen Niedersächsischen Mühlentag
Die Hüvener Mühle hat einen großen touristischen Nutzen für die Gemeinde, die Region Hümmling und darüber hinaus. Es führen Wander- und Radwanderrouten an der Mühle vorbei. Die Wind- und Wassermühle ist als Einzelbaudenkmal seit 1990 im Verzeichnis der Kulturdenkmale des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege aufgeführt
Ein Kulturdenkmal besonders in der Art der Hüvener Wind- und Wassermühle bedarf der dauerhaften Pflege und Unterhaltung. Das rechtzeitige Erkennen und die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen verhindern den Verfall und die Zerstörung des einzigartigen Kulturdenkmals Hüvener Mühle.
Der Heimatverein Aschendorf-Hümmling beabsichtigt, die Hüvener Mühle zu restaurieren und nachhaltig im Bestand zu sichern.
Bei den regelmäßigen Überprüfungen wurden Schäden (siehe Fotos oben) festgestellt, die möglichst schnell behoben werden sollten. Dabei sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
- Erneuerung einer Gebäudestütze und eines Rähmbalkens der Außenwand zum Wasserrad hin
- Umdecken des Daches
- Erneuerung der Wasserradwelle
- Erneuerung des Wasserrades (die Schaufeln können wiederverwendet werden)
- Erneuerung der Galerie komplett in Eichenholz und mit Edelstrahlschrauben mit einer Teileindeckung der Beplankung unter einer hinterlüfteten Abdeckung des Außenringes und der Auflieger
- Erneuerung der Flügel
Der Zugang zur Mühle soll im Rahmen dieses Projektes verbessert werden. Ergänzt werden die Baumaßnahmen durch Aufwertung der Freiflächen im unmittelbaren Bereich zur Mühle durch einzelne Landschaftselemente für Insekten oder Kleinsäuger. Dies erfolgt in Verbindung mit den bereits bestehenden Angeboten (Lehrpfad) im Umfeld der Mühle.
Die Maßnahmen dienen dem Erhalt des national bedeutsamen Kulturdenkmals als kulturelles Erbe. Die Planung und Durchführung erfolgen unter Begleitung des Fachbereiches Kultur und des Fachbereiches Bau des Landkreises Emsland sowie des Landesamtes für Denkmalschutz Oldenburg.
Durch die bestehenden Angebote vor Ort wie Informationszentrum, Lehrpfad, Rundweg, Großsteingrab sowie die Verbindung zum Ortskern mit dem Koloss von Hüven, dem Dorfgemeinschaftshaus mit Spielplatz und der Kirche erfährt die Gemeinde durch diese umfangreichen Maßnahmen eine nachhaltige Aufwertung.
Ein Antrag auf Anerkennung der Hüvener Wind- und Wassermühle als UNESCO – Weltkulturerbe ist in Vorbereitung.